Zu einem Erfahrungsaustausch haben sich Vertreter des Hegerings Calenberg und des NABU Ronnenberg-Ihme / Landwehr am 12.12.2016 in der Fachwerkscheune in Ihme-Roloven getroffen. Anlass für dieses erste Treffen war die Wildtiersituation an den Stapelteichen, ein zwischen Weetzen und Vörie liegendes Feuchtbiotop und Rückzugsgebiet für geschützte Tier- und Pflanzenarten, das vom NABU gepflegt und in enger Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde betreut wird.
Rainer Tubbe (1. Vorsitzender NABU Ronnenberg-Ihme / Landwehr) berichtete einleitend, dass ein starker Rückgang beim Besatz von Wasservögeln zu beobachten ist. „Stockenten sind kaum noch existent. Andere Vogelarten, wie z.B. der Schwarzmilan, kommen in der Brutzeit ebenfalls nicht mehr vor“, so Tubbe. Es besteht die Befürchtung, dass weitere Vogelarten verdrängt werden bzw. nicht mehr dauerhaft geschützt werden können.
Grund dafür ist der ohnehin schon sehr hohe und prognostizierte weiter steigende Anteil an Prädatoren bzw. invasiven Neozoen, allen voran der Waschbär. Der vermeintlich possierliche Allesfresser ist ein ausgewiesener Kletterer und ausgesprochener Fleischliebhaber, der auch gerne Gelege ausräumt und damit erhebliche Schäden unter den heimischen Vogelarten verursacht. Die EU-Kommission hat diese invasive, nicht einheimische Art erst kürzlich auf eine Liste unerwünschter Tier- und Pflanzenarten gesetzt, deren weitere Ausbreitung verhindert werden soll.
„Seriöse Zahlen darüber, wie viele Tiere heutzutage in Deutschland leben, gibt es nicht. Schätzungen gehen von mehreren Hunderttausend aus“, sagte dazu Werner Burose, Vorsitzender der Jägerschaft Hannover-Land.
Im Rahmen des Projektes „Biodiversität“ der Region Hannover und in Kooperation mit der Jägerschaft Hannover-Land konnten bereits öffentliche Mittel aus dem Förderprogramm „Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität in der Region Hannover“ eingeworben und Fallen für den Waschbärenfang für die Reviere des Hegerings Calenberg beschafft werden, berichtete Bernward Wagner, Leiter des Hegering Calenberg. Für das Jahr 2017 sind weitere finanzielle Mittel von der Region Hannover in Aussicht gestellt worden.
Naturschützer und Jäger waren sich an diesem Abend jedenfalls einig, dass die Prädatoren, insbesondere der Waschbär, an den Stapelteichen intensiver bejagt werden müssen. Die Teilnehmer haben sich dazu auf eine Reihe von Maßnahmen verständigt. Diese reichen von einer „Schwerpunktbejagung“ an den Stapelteichen bis hin zur praktischen Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit. „Auf unsachliche, tendenziöse und verharmlosende Berichterstattungen über die Waschbären seitens verschiedener vermeintlicher Tierschutz-Organisationen muss mit sachgerechter Aufklärungsarbeit begegnet werden“, so Wagner.
Wagner und Tubbe bedankten sich bei den Teilnehmern für den offenen und konstruktiven Meinungsaustausch und vereinbarten ein Folgetreffen im 1. Halbjahr 2017.
Dieter Schmidt